Die Welt steht auf dem Kopf

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Das Allerschlimmste an der ganzen Entwicklung ist und war für mich die Erfahrung der Ohnmacht
Manfred*, 82 Jahre, 5.4.22

Wie die Corona-Plandemie mein Leben verändert hat?
Zuallererst fällt mir da ein, dass Corona, bzw. die Corona-Plandemie dazu geführt hat, dass ich wieder Anschluss bekommen habe an meine frühere empirische, soziologische Arbeit. Der Ärger darüber nämlich, wie das RKI und die PolitikerInnen mit den erfassten Zahlen im Kontext Corona umgingen, wie sie sie manipulativ benutzten, um die gewollte Angst zu erzeugen und all das dann auch noch als wissenschaftlich verkauften, hat mich veranlasst, die offiziellen Zahlen des RKI sowie des Statistischen Bundesamtes u. andere offizielle Zahlen ernst zu nehmen und einer wirklich wissenschaftlichen Auswertung zu unterziehen. Dass hat mir sehr geholfen. Anfangs hat es mir die Verunsicherung über die Frage genommen, ob ich Angst haben müsse. Nach meinen Recherchen und Berechnungen konnte ich so für mich begründet mit „nein“ antworten. Außerdem habe ich durch die Beschäftigung mit diesen Fragen eine bewusste Orientierung auf Stärkung meines Immunsystems entwickelt und somit ein positiv-aktives Verhältnis zu der (nicht bestrittenen) Krankheitsgefahr gewonnen.
Meine Recherchen haben mir des Weiteren dabei geholfen, die Dummheit und Willkür, die uns tagtäglich um die Ohren flogen und fliegen, zu ertragen und ihr etwas Konstruktives entgegenzusetzen.
Aber sonst?
Sehr belastend war für mich die ständige Beengung meiner Freiräume und die Beeinträchtigung meiner Lebensqualität.
Angefangen damit, dass für mich als Ungeimpften, wenn ich unterwegs sein musste, nicht einmal ein Kaffee oder eine Curry- Wurst möglich waren – vom Essengehen, von Kino oder gar von Kunstgenuss in Konzerten oder Museen ganz zu schweigen.
Das Tragen der Masken, zu der ich gezwungen war, obwohl ich weiß, wie sinnlos sie sind, war für mich nichts als ein Symbol für meine neue Unfreiheit und verletzte meine Würde.
Dieser Verlust der Selbstbestimmung auf Schritt und Tritt, solange ich mich außerhalb meiner vier Wände bewegte, kostete mich viel Kraft.
In solchen und ähnlichen Situationen musste ich mich ständig entscheiden, ob ich jetzt ein widerständiges Verhalten aufbringen wollte, oder aber, ob mir in dieser Situation die Kraft dazu fehlte. Nicht immer brachte ich sie auf. Ich habe einfach oft keine Lust, von fremden Menschen angepöbelt zu werden und oft will man ja auch einfach nur seine Ruhe haben. Aber dann hatte ich stets ein schlechtes Gefühl, mich anzupassen. Dieses ständige abwägen Müssen setzte mich immer wieder unter Druck. Dieser Verlust meiner natürlichen Selbstbestimmung belastete mich sehr.
Aber immerhin habe ich in meinem Verwandten- und Freundeskreis so gut wie keine Ablehnung, keine Ausgrenzung und auch keinen Beziehungsverlust erlebt, eher das Gegenteil. Darüber bin ich sehr erleichtert. Auch materiell bedeutete Corona mit seinen Maßnahmen für mich als Rentner keine finanzielle oder existenzielle Gefährdung.
Dennoch. Corona hat mich verwundet: Das Allerschlimmste an der ganzen Entwicklung ist und war für mich die Erfahrung der Ohnmacht. Ich fühlte mich auf einmal hilflos.
Das Wissen darum, dass die Welt um mich verrücktspielt, und alle und alles auf eine irrationale Schiene abdriftet, dass die Werte und Sicherheiten, die bisher mein Leben – auch noch im Kapitalismus -bestimmten, plötzlich auf den Kopf gestellt wurden, war und ist für mich schwer zu ertragen: Die meisten Menschen finden nichts dabei, machen mit, unterstützen das „neue Narrativ“ und folgen wie hypnotisiert dem Mainstream und den von oben eingetrichterten „Wahrheiten“, stellen nichts infrage, wirken auf mich wie ferngesteuert. Aber du kannst das alles nicht ändern, kannst auch nicht verhindern, dass es so weitergeht.
Durch diese Erfahrung spüre ich auch heute noch einen zeitweiligen, immer wieder nur vorübergehend auftretenden Verlust meines Lebenswillens. Ich habe dann das Gefühl, jede Zuversicht und Perspektive verloren zu haben. Zeitweilig gelingt es mir, mich abzulenken mit Dingen, die ich liebe und die mir guttun: ich arbeite im Garten, gehe mit meinem Hund spazieren, konzentriere mich auf das, was mir meine bisherige Welt erhält: die Natur, die Musik…
Aber das Grundgefühl einer trostlosen Ohnmacht und eines heftigen Lebensverdrusses bleibt. Meine Lebensfreude ist auch jetzt, wo die Lockerungen ins Haus stehen, schwer beeinträchtigt.
Gewisse Prinzipien und Ergebnisse des Historischem Materialismus betrachte ich dennoch weiterhin als gültige Erkenntnisinstrumente. So gelingt es mir, einen reflektierenden Blick auf das, was ich „Weltkrise“ nenne, zu behalten.

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